Der Zeitpunkt der richtigen Entscheidungen | KW 5
Club: Einen sicheren Ort für Overachiever entwickeln ||| Podcast: Lieferdienst Bringoo & KI in der Digitalisierung
Auch diese Woche steht wieder unter dem Zeichen der Neuerungen: Im Club überlegen wir intensiv, wie wir einen Ort der Sicherheit schaffen können und im Podcast ging es mit Bringoo um einen innovativen Lieferansatz sowie die Möglichkeiten von KI. Und mehr noch: bei all diesen Inhalten geht es um richtige Entscheidungen, die es nun zu treffen gilt 😨 .
Und apropos Neuerungen: Wie gefällt dir eigentlich unser Newsletter? Klick doch mal ganz fix auf diese Umfrage und lass uns in den Kommentaren wissen, ob wir auf der richtigen Fährte sind:
Kompakte Grüße
Dein Joel
🙋♀️ Das passiert gerade im Club
Heute möchte ich an dieser Stelle nicht über eine Entwicklung in unserem Club schreiben, sondern eine Beobachtung, die ich bei Top-Führungskräften gemacht habe und nun in ein Feature zu übersetzen versuche.
⏰ Das typische Muster der Top-Leute
Ich habe ein Podcast-Format, bei dem ich regelmäßig mit Top-Leuten spreche und sie von der persönlichen Seite beleuchte. Aus welchem familiären Umfeld sie stammen, was ihre Werte sind – so was. Am Anfang frage ich immer was für sie Erfolg bedeutet und was Glücklichsein. Beim dem persönlichen Glück kommt meist etwas in der Art “Zeit mit der Familie oder netten Menschen verbringen“.
Zu den letzten Fragen zählt dann die Reise durch einen typischen Tag der Person. Der Klassiker: Aufstehen zwischen 6:00 und 07:30 Uhr, Frühstück, um 09:00 Uhr auf der Arbeit sein und dann Meeting-Marathon, der durch das Mittagessen unterbrochen wird und bis 19:00 Uhr dauert. Nach dem Abendbrot und Kinder-ins-Bett-bringen Mails bis 23:00 Uhr. On top beobachte ich, dass zum Ausgleich verschachtelte Konstrukte aus Nannys, Babysittern etc. gebaut werden. Also statt den Stress zu reduzieren, schafft man mehr Komplexität um das System am Leben zu halten.
🫠 Die große Diskrepanz beim gelebten Glück
Ich finde das im Grundsatz gar nicht verwerflich, weil ich es für wichtig halte, dass Eltern glücklich sind und sich ausleben können. Jeder darf dies selbst entscheiden, Bewertungen sind da übergriffig. Und ich finde mich in einigem durchaus wieder. Ahnst du dennoch, warum ich stolpere? Zum einen denke ich: Wann lebt die Person? Wann ist sie intim der Familie? All dies klingt oft so atemlos. Eine beliebte Antwort:
“Wenn ich (am Wochenende) mit der Familie zusammen bin, ist das dafür kompromisslose Quality Time. Wenn ich da bin, dann aber wirklich bedingungslos und ungeteilt. Ein gestresster Elternteil, der Kinder zum Sport fährt, stiftet doch auch gar keinen Mehrwert.”
Fairer Punkt. Nur: nach so einer Woche hängst du am Wochenende doch durch wie eine Bogenlampe und willst auch persönlichen Hobbies nachgehen. Ich frage mich:
Merken diese Leute das wirklich nicht, weil es gar kein Problem darstellt?
Merken Sie es doch, wollen es aber nicht wahrhaben oder kennen keinen Ausweg?
Was reizt mich und andere High-Performer eigentlich so an der Arbeit?
Wo liegt die richtige Balance? Wieviel wovon macht uns glücklich?
🫣 “Insecure Overachiever” oder was geht da ab?
Ich glaube, da ist ein recht komplexer Cocktail am Wirken. Da wären Gratifikationen und Hormonausstöße, die wir aus der Arbeit ziehen. Es stimuliert einfach. Dann kommen noch gesellschaftliche Normen und Incentivierungen dazu (Geld, Status, Aufstieg usw.). Und mir kam eine schöne Ausführung von Jan Schilling in den Sinn:
“Viele Menschen fühlen sich im Innen womöglich nicht wertvoll. Vielleicht weil sie im Kindesalter nicht ausreichend Bestätigung oder Liebe erfahren oder sich nicht gesehen gefühlt haben. Das versuchen sie durch Bestätigung im Außen zu kompensieren. Das ist eine instabile Identität, wenn du dich selbst nicht wertschätzen kannst und aus dem Außen brauchst.“
Jan ist jetzt kein Psychologe, schon klar. Und doch ist am “insecure Overachiever“ etwas dran, denke ich. Wir beantworten dass dann alle gerne mit Muss-Sätzen: “Wenn man erfolgreich sein will, muss man so viel Zeit investieren.” Aus “50 Sätze, die das Leben leichter machen“ habe ich gelernt, dass “Muss“ ein Wort ist, mit dem wir sagen, dass wir nicht bereit sind, den Preis für eine Entscheidung zu zahlen. “Ich MUSS viel arbeiten” heißt eigentlich: “Ich habe mich entschieden, viel Geld verdienen zu wollen und finde nun doof, dass ich dafür viel arbeite.”
🤗 Unser geschützter Raum für Schwäche
Und jetzt zu meiner großen Conclusio: Ich hatte zunächst keine. Bis dm-CEO Christoph Werner meine Perspektive erweiterte. Als ich ihm von dieser Beobachtung erzählte, sagte er mir sofort, dass sie Menschen mir ihren Glückszustand schlichtweg nicht adäquat beschrieben hätten. Auch die Arbeit kann massive Freude machen, das Gefühl, dort im Flow zu sein.
Daher denke ich, dass es für meinen Business Club wichtig wird, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem wir solche Themen diskutieren. Einen geschützten Raum für Schwäche, der sich an Menschen richtet, von denen viele Stärke erwarten. Wo wir darüber sprechen können, was die richtige Balance zwischen Flow in der Arbeit und privatem Glück ist. Wo wir in Resonanz gehen und uns dabei helfen, uns auszubalancieren. Aber was ist dabei wichtig? Wo sollte ich anfangen? Was sollte ich sicherstellen? Hilf mir dabei, indem du auch mal darüber nachdenkst, wie du dir das wünschen würdest und dann einen Kommentar schreibst und deine Ideen dazu teilst:
🙏🏻 Von wem haben wir hier gelernt?
Bei den heutigen Themen waren dies unsere ganz persönlichen Makers & Shakers:
👤 Jan Schilling – durch seine Empathie und psychologische Weisheit
👤 Karin Kuschik – durch ihr großartiges Buch mit Anleitungen zur Abgrenzung
👤 Stefan Lammers – durch seine Wake-up-Coachings zum Selbstumgang
👤 Florian Heinemann – durch seine Einordnung, welche Familieninhalte zählen
👤 Christoph Werner – durch seinen weiten Blick und seine Erfahrung
👤 Gero Decker – durch seine Tipps zu gemeinsamen Familienhobbies
👤 Nina Pütz – durch ihre Klarheit zu Quality Time und glücklichen Eltern
👤 Waldemar Zeiler – durch seine herrlich offene Art über Schwäche zu sprechen
🎙 Unsere Podcast-Learnings der Woche
1. Bringoo will den stationären Handel retten
Bringoo ist ein Lieferdienst, mit dem man sich aus seiner Umgebung alle möglichen Produkte von Penny, Globus, Obi etc. liefern lassen kann. Die Idee ist, den lokalen Handel mit dieser Plattform zu unterstützen. Wie die Logistik, Technologie und Software dahinter funktionieren, erzählt uns der Bringoo Founder Hasib Khan.
👥 Gäste:
Hasib Khan - CEO bei Bringoo – seine Themen: Start-Ups, Food & Delivery
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⚡️ Warum das wichtig ist
Der stationäre Handel bekommt immer größere Probleme, gleichzeitig haben aber auch die Schnelllieferdienste einen Downfall erlebt. Bringoo geht hier mit einem interessanten Hybridkonzept an den Start, das als Win-win-Szenario für Händler:innen und Kund:innen funktionieren könnte.
🧠 Joëls Learnings zu Bringoo
Disclaimer: digital kompakt ist an Bringoo beteiligt 😇
Ich finde weiterhin spannend, urbanen Vielkäufer:innen eine App anzubieten, in der sie alle lokalen Anbieter ihres täglichen Bedarfs finden und so große Bestellungen platzieren
Bringoo macht es interessant mit den Umsätzen ihrer Handelspartner:innen zu wachsen und dabei Synergien heben, allerdings müssen sie aufpassen, nicht in unprofitable Standorte zu geraten, weil profitable Bestellungen alleine nichts nutzen, solange die Gesamtauslastung des Personals zu gering ist
Die Positionierung als Click-&-Collect-Software für lokale Händler:innen erscheint mir das größte Potenzial zu bieten, wo sich vermutlich Kooperationen mit bestehenden Software-Entwicklern empfehlen, die so zu Resellern werden könnten
Wenn Bringoo dann auch noch eine App im Sinne des digitalen Einkaufszentrums etabliert bekommt, winken auch datenbasierte Umsätze anhand von Modellen wie Loyalty oder Retail Media
🔮 Ausblick in die Zukunft
In der Theorie klingt das Modell charmant, weil es Kund:innen ermöglicht, mit gutem Gewissen bei ihren lokalen Händler:innen zu bestellen und verschiedene Einkaufsbereiche bündelt. Allerdings muss Bringoo nun drei Dinge schaffen: in diesem schwierigen Klima weiteres Kapital aufnehmen, seine Software-Umsätze nach oben fahren und durch seine Partner:innen eine hohe Frequenz etablieren um seine Arbeitskräfte auszulasten. Vermutlich wird man es schwer haben, solange man im Logistikspiel hängt, aber die Verbindung aus Click-&-Collect-Software und kundenorientierte "Einkaufszentrum-App" verspricht ein interessantes Modell – auch aus Datensicht.
2. KI in der Digitalisierung
Die rasante Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz hat das Potential, zur größten Revolution der Arbeitsweit, seit der industriellen Revolution heranzuwachsen. Klar will man da als zukunftsorientiertes Unternehmen nicht den Anschluss verpassen. Doch ist KI wirklich schon bereit? Wenn ja, welche Technologien sind einen Blick wert? Wie integriere ich KI erfolgreich in meinem Unternehmen? Und natürlich auch: Droht mit dem Aufstieg von künstlicher Intelligenz eine nie da gewesene Job-Apokalypse?
👥 Gäste:
Boris Lokschin – Co-CEO bei Spryker – seine Themen: Digitalisierung, B2B, B2C
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⚡️ Warum das wichtig ist
Die letzten Monate haben gezeigt, welche massiven Sprünge es im Bereich der Künstlichen Intelligenz gegeben hat. Unternehmen, die von diesen Möglichkeiten keinen Gebrauch machen, werden es schwer haben, wettbewerbsfähig zu bleiben.
🧠 Joëls Learnings zur KI in der Digitalisierung
Die inhaltliche Qualität von KI erzeugten Inhalten ist wirklich hoch und reicht von Text-, Bild- und Video-Erzeugung über Programmierfähigkeiten und Analysen bis hin zu kreativen Prozessen – der dazugehörige Aha-Effekt ist vergleichbar mit der Einführung des Internets
Erstmalig disruptiert Technologie dabei neben Blue Collar Work auch White Collar Work, sprich: Maschinen können inzwischen nicht nur körperlich mehr leisten, sondern auch geistig, wodurch sich spannende Chancen ergeben, die eigene Tätigkeit komplett neu zu denken
KI befördert ein Innovator's Dilemma auf Steroiden: wer auf den Einsatz von KI verzichtet und bestehende Umsätze zu Gunsten von Innovation abzusichern versucht, wird gar keine Chance mehr haben, weil andere signifikant besser und günstiger arbeiten werden
KI erfordert die Bereitschaft, Veränderungen anzunehmen und Experimente zu starten – nicht lange recherchieren und Beratungen beauftragen, sondern wirklich ausprobieren und einfach machen, um auf diesem Wege Anwendungsfälle zu finden und den Wandel zu gestalten
Nichtsdestotrotz benötigen wir auch ein neues Verständnis von Inhalten und einen Plan, wie mit Deep Fakes umzugehen ist, zumal sich auch Potenzial für Missbrauch bietet
Wenn alle auf KI-Output zurückgreifen können, nivellieren sich dessen Effekte ja letztlich auch und es geht dann darum, wer die KI besser steuern und einsetzen kann
🔮 Ausblick in die Zukunft
Unternehmen, welche nicht die Bereitschaft aufweisen, mit KI-Ansätzen aktiv zu experimentieren und bestehende Vorgehen auf den Prüfstand zu stellen, werden große Probleme bekommen. Denn in der Anwendung von KI winken wirklich massive Optimierungspotenziale, welche die Wettbewerbsfähigkeit auf nahezu allen Ebenen beeinflusst. Wer sich dem verschließt, wird schnell den Anschluss verlieren. Allerdings erfordert dies ein Umdenken an vielen Stellen und die Bereitschaft sich selbst neu zu erfinden und Experimentierfreude an den Tag zu legen.
🤩 Worauf du dich kommende Woche freuen kannst
📅 Mo 06.02. | Online-Food-Modelle mit Alexander Graf von Spryker & Jochen Krisch von Exciting Commerce
📅 Mi 08.02. | Digitalisierung der Otto Group mit Rainer Hillebrand von Otto Group
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